Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   
Engelwurz

Engelwurz (Angelica archangelica)

Die auch als Angelika oder Brustwurz bekannte Engelwurz (Angelica officinalis oder Angelica archangelica) gehört wie der Fenchel, der Kümmel, der Koriander, der Anis, derSellerie oder der Liebstöckel zu den Doldenblütlern (Apiaceae). Einer Sage zu Folge hat der Erzengel Rafael einen Einsiedler auf die heilsame Wirkung dieser beeindruckend großen Pflanze hingewiesen. Im lateinischen Namen Angelica archangelica wird gleich zweimal daran erinnert. In der deutschen Bezeichung wird deutlich, dass man schon immer die stark verzweigte Wurzel verwendet. Sie soll mit den Wikingern von Noreuropa nach Mitteleuropa gelangt sein. In Norwegen, Island und auf den Färoer Inseln isst man Stängel und Wurzel als Gemüse und im Salat.

Die bis zu zwei Meter emporragende Staude ist zwei bis vierjährig. Alle Kraft geht anfangs in die Ausbildung ihrer Wurzel mit der rötlich-braunen bis schwarzen Rinde, was als starke Erdverbundenheit der Pflanze gedeutet werden kann. Ihr kräftiger, gerillter und hohler Blütenstängel bildet sich erst nach zwei bis vier Jahren. Er verzweigt sich im oberen Bereich, die Fiederblätter werden bis zu 60 cm lang und nehmen so Kontakt zur Umgebung auf. Die Doppeldolden mit zwanzig bis vierzig Strahlen und ihren grünlich-weißen Einzelblüten sind halbkugelig geformt und befinden sich am oberen Ende der Stängel. Weit oberhalb der Laubblätter locken sie mit ihrem Duft Fliegen und Käfer an. Wie eine gut stützende Wirbelsäule den Kopf, halten die Stängel die großen Blütendolden. Sie streben dem Himmel entgegen wie die Wurzel sich in die Tiefe der Erde gräbt. So richtet sich die Pflanze zwischen Himmel und Erde aus.

Mögliche Wirkungen der Engelwurz (Angelicae archangelicae radix)

Als Phytotherapeutikum wird die Engelwurz als Tee oder Tinktur vor allem bei Erkrankungen des Verdauungstrakts eingesetzt, aber auch bei Magersucht und Bronchitis. Nicht umsonst heißt sie auch Brustwurz. In der chinesischen Medizin ist die Engelwurz unter anderem ein wichtiges Tonikum für den Verdauungstrakt, die sogenannte Mitte, die wärmt und trocknet. Die Wirkung ist nicht identisch mit derjenigen ihrer chinesischen Verwandeten, der Angelica sinensis. Ein weiterer Name weist auf eine andere Wirkung der Engelwurz hin: Angstwurz. Früher schützte man sich mit Wurzelstücken am Hals vor Dämonen und anderem Übel. Heute weß man, dass die Tinktur angstlösend wirkt. In der chinesischen Medizin geht man davon aus, dass die Verdauungsorgane auch die Eindrücke von aus aufnehmen und verdauen. Hierzu leistet die Engelwurz einen spürbaren Beitrag. Sie ordnet gewissermaßen die Dinge wieder an ihren rechten Ort und verwurzelt sie. Gleichzeitig kann sie dem Geist mitunter den gleichen Freiraum öffnen, den die Blüten haben.

Für einen appetitanregenden Effekt sollte die Engelwurz mit anderen verdauungsfördernden Kräutern kombiniert zwei- bis dreimal getrunken werden. Lassen Sie sich bezüglich einer geeigneten Teemischung von einer fachkundigen Person beraten.

Engelwurz enthält Furanocumarine, die die Lichtempfindlichkeit erhöhen können. Man sollte daher auf einen effektiven Sonnenschutz achten. Sie darf nicht mit Gerinnungshemmern kombiniert werden. Auch bei Geschwüren im Magen-Darm-Trakt oder Divertikulitis sollte auf den Konsum der Arzneipflanze verzichtet werden. Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.

Quellen:
http://www.arzneipflanzenlexikon.info
https://www.phytodoc.de
https://www.therapeutika.ch 
https://www.walaarzneimittel.de
• Kalbermatten R. & H. Pflanzliche Urtinkturen. Baden und München 2011

 

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!