Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

Ginkgo-Baum (Ginkgo biloba)

Der Ginkgobaum (Ginkgo biloba) stammt aus dem Osten Asiens, wo er in Tempeln angebaut wird. Inzwischen wird der widerstandsfähige Baum aber auch hierzulande kultiviert. Sein Name wurde aus dem Japanischen von "gin" für silber und "kyo" für Frucht abgeleitet, dort heißt er demnach Ginkyo. Doch Linné übernahm einen Schreibfehler des deutschen Arztes und Japanforschers Engelbert Kaempfer und so wurde aus dem Ginkyo im Westen ein Ginkgo - korrekt Ginkgo biloba, womit auch die charakteristischen, zweilappigen (bilobus) Blätter mit ihrer aufgegabelten Nervatur in den Namen eingeflossen sind.

Der Baum kann bis zu tausend Jahre alt und vierzig Meter hoch werden. Junge Bäume sind schlank, haben eine graubraune Borke und verhältnismäßg wenige Äste. Ihre Krone verjüngt sich nach oben. Vielfach haben die Bäume zwei vertikale Triebe. Erst mit zunehmendem Alter wachsen die Äste nicht mehr waagerecht. Dann wird die Krone auch zunehmend breiter. Ihre schwer entflammbare Borke ist dann dunkelgrau und hat tiefe Furchen. Charakteristisch sind ihre vier bis acht Zentimeter breiten, zweilappigen, fächerförmigen Blätter, die in der Mitte eine Kerbe haben. Diese beiden Hälften der Ginkgoblätte symbolisieren die beiden Pole Yin und Yang. Yin steht unter anderem für das weibliche Prinzip und Materie, Yang dagegen für das Männliche, für Bewegung und Funktion. Doch Yin und Yang gehören wie Licht (Yang) und Schatten (Yin) untrennbar zusammen. Yin muss das Yang nähren, Yang das Yin wärmen - um nur einige wenige Aspekte zu nennen.

Legenden und Historisches rund um den Ginkgo

Vertreter der Ginkgogewächse (Ginkgoaceae) waren auf der Nordhalbkugel vor dreihundert Millionen Jahren allgegenwärtig. Doch nur die uns bekannte Art hat bis heute überlebt. Dreißig bis vierzig Jahre vergehen bis der Spross zum Baum und schließlich geschlechtsreif wird. Männliche und weibliche Blüten wachsen dabei auf unterschiedlichen Bäumen. In China spricht man vom Großvater-Enkel-Baum, weil der Großvater ihn pflanzen muss, damit der Enkel die Früchte genießen kann.

Seine unglaubliche Lebens- und Widerstandskraft zeigte sich 1946 an einem Ort des Grauens - in Hiroshima. Unweit des Areals, wo die Atombombe abgeworfen war, in einer Zone, in der Leben damals nicht mehr vorstellbar, trieb ein Ginkgobaum aus seinem verkohlten Stamm neu aus. Inzwischen ist er wieder zu einem prächtigen Baum herangewachsen. Das überlieferte Sinnbild für ein langes Leben ist hier unübersehbar.

Mögliche Wirkungen der Ginkgoblätter (Ginkgo folium) und des Extrakts (Ginkgo extractum)

Die Blätter des Ginkgos gehören zu den wenigen Arzneipflanzen, die sich in der sogenannten Schulmedizin etablieren konnten, da sie eine altersbedingt nachlassende Gedächtnisleistung verbessern können. Extrakte der Blätter werden daher zur Prophylaxe und bei beginnender Demenz eingesetzt. Auch Gleichgewichtsstörungen, Schwindel und Tinnitus können durch Ginkgo gelindert werden. Sofern ernste Ursachen durch ärztliche Untersuchungen ausgeschlossen wurden, kann Ginkgo versuchsweise auch zur Behandlung von Durchblutungsstörungen verwendet werden.

In der chinesischen Medizin werden die Blätter des Ginkgo als Blut bewegendes Kraut geschätzt. Um festzustellen, ob eine Blutstase vorliegt, inspiziert der Therapeut die Haut, aber auch die Zunge des Patienten.

Das den Ginkgoblättern innewohnende Gleichgewicht der beiden Pole von Yin und Yang, die nur gemeinsam existieren können, ist auch in unserem Alltag erstrebenswert. Ihm wohnt eine ausgesprochene Dynamik inne, die zum Erliegen kommt, wenn einer der beiden Pole dominiert. Erkrankungen können in der chinesischen ausschließlich über ein Ungleichgewicht von Yin und Yang beschrieben werden. Die Einheit der beiden Pole und ihre Ausgewogenheit können durch den Ginkgo unterstützt werden.

Die Anwendung von Ginkgo erfolgt in Form von standardisierten Tinkturen oder Extrakten nach Herstellerangaben. Eine Teezubereitung ist nicht üblich. Mögliche Nebenwirkungen sind Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, Kopfschmerzen und allergische Reaktionen. Dann sollte Ginkgo abgesetzt werden. Mit Gerinnungshemmern sollte Ginkgo ebensowenig kombiniert werden wie mit einer Chemotherapie. Darüber hinaus sind viele Wechselwirkungen mit Medikamenten möglich. Lassen Sie sich hierzu in der Apotheke oder beim Arzt aufklären.

Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.

Quellen:
http://www.arzneipflanzenlexikon.info
http://www.ema.europa.eu
https://www.therapeutika.ch
https://www.phytodoc.de
https://www.heilpflanzen-atlas.de
• S. Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
• Kalbermatten R. & H. Pflanzliche Urtinkturen. München 2011

 

Bitte beachten Sie: Behandlungen mit Kräutern gehören teilweise zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!