Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   

Echtes Johanniskraut – das Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum)

Das Johanniskraut gehört zu einer nach ihm benannten Familie, den Johanniskrautgewächsen (Hypericaceae), die  mehr als 300 Angehörige hat, von denen nur ein kleiner Teil hierzulande auf mageren Wiesen, an Wegrändern und im Gebüsch wächst. Medizinisch wird das Tüpfel-Johanniskraut verwendet, das man allerdings immer nur Johanniskraut nennt. Es wird etwa einen halben Meter hoch und hat Blätter und Blüten mit als Tüpfel sichtbaren Ölbehältern, die das dunkelrote Öl enthalten - daher der Name. Seine Farbe verdankt das fette Öl dem Hypericin.

Die kleinen, etwa drei Zentimeter langen, länglich-ovalen Laubblätter wachsen gegenständig an den Ästen. Die Pflanze ist stark verzweigt und blüht ab Juni bis in den späten Sommer hinein. Ihre gelben Blüten stehen am Ende der holzten Äste in Trugdolden zusammen. Kreisförmig stehen die fünf gelben, leicht assymmetrischen Kronblätter um die zahlreichen, wie Büschel zusammenstehende Staubblätter herum. Der oberständige Fruchtnoten wölbt sich bei manchen Vertretern deutlich aus der Mitte der Blüte nach oben. Die Pflanze bildet im Herbst kleine Kapselfrüchte. Will man sicher gehen, dass man das Johanniskraut gefunden hat, kann man ein frisches Blütenblatt zwischen den Fingern zerreiben. Sie färben sich dann durch das rote Öl entsprechend ein. Allerdings sollte man die Haut danach gut vor der Sonne schützen, denn Johanniskraut und sein Öl erhöhen die Lichtempfindlichkeit. Dabei sollte man allerdings bedenken, dass die Bildung des Öls eine ausreichende Sonneneinstrahlung erfordert. Im Falle eines ungünstigen Standorts hilft dieser Test somit nicht weiter.

Seinen deutschen Namen verdankt die Pflanze der Tatsache, dass sie um Johanni (24. Juni) bzw. um die Sommersonnenwende zu blühen beginnt. Man bezeichnet das Johanniskraut allerdings wegen seiner harten Stängel auch als „Hartheu“ oder „Tüpfel-Hartheu“. Der wissenschaftliche Name „Hypericum“ setzt sich aus dem griechischen Wort „hyper“ für auf und dem griechischen „ereikon“ für Heide zusammen und bedeutet „auf der Heide wachsend“. Der Zusatz „perforatum“ leitet sich von den Tüpfeln her, die wie Löcher aussehen können. Das lateinische Wort „perforatus“ bedeutet durchbohrt oder durchlöchert. Weil diese Tüpfel so dunkel aussehen, könnte man meinen es seien Löcher.

Legenden und Historisches rund um das Johanniskraut

Weil sich die Finger rot färben, wenn man die Blütenblätter zwischen den Fingern zerreibt, symbolisierte die Pflanze  in verschiedenen Kulturen Blut. Bei den Germanen handelte es sich um das Blut ihres Sonnengottes Baldur. Die Römer dachten bei den ölhaltigen Tüpfeln dagegen an den Kriegsgott Mars, denn im Krieg fließt viel Blut und Wunden müssen geheilt werden. Hier war Johanniskraut von großer Bedeutung. Die Christen brachten die Pflanze sowohl mit Johannes dem Täufer in Verbindung, weil sie um Johanni zu blühen beginnt, als auch weil dieser von Salome geköpft wurde. Sein auf den Boden tropfendes Blut soll die Pflanze zum Sprießen gebracht haben.

Johanniskraut galt als Vermittler von Sonnen- und Lichtenergie. Die Pflanze diente jedoch nicht nur als Symbol und Heilpflanze, sie hatte auch andere praktische Zwecke. So vertrieb man mit Johanniskraut Dämonen, indem man es aufs Dach oder ans Fenster stellte. Ein unrühmliche Rolle spielte das Johanniskraut daher während der Hexenverfolgung, denn die Inquisitoren glaubten, den Bund der vermeintlichen Hexen mit dem Satan mit Hilfe von Johanniskraut lösen zu können.

Auch in Liebesangelegenheit war Johanniskraut von großer Bedeutung. Die Pflanze stand mit Venus und Freia in Verbindung und nicht nur zum Liebesglück beitragen, sie sollte auch zur Fruchtbarkeit beitragen.

Mögliche Wirkungen des Johanniskrauts (Hypeici herba)

Vom Johanniskraut werden alle oberirdischen Pflanzenteile verwendet, das Kraut (Herba). Es ist ein pflanzliches Antidepressivum, das die Stimmung hebt, belebt und Ängste löst sowie Reizbarkeit, Nervosität, Unruhe und Schlafstörungen lindern kann. Auch bei Migräne oder Reizblase kann es versuchsweise zum Einsatz kommen. In der chinesischen Medizin wird Johanniskraut als beruhigende, wärmende, Qi und Blut bewegende Pflanze eingesetzt.

Das auch als Rotöl bezeichnete Öl wird auch auf stumpfe Traumata, verspannte Muskeln und Verbrennungen 1. Grades aufgetragen (Vorsicht Sonnenschutz ist unerlässlich – s. oben). Es lindert Schmerzen und Entzündungen, fördert die Haut- und Nervenheilung, wirkt durchblutungsfördernd und löst Krämpfe. Bei leichten Beschwerden im Magen-Darm-Trakt kann man damit auch eine Rollkur machen. Dann liegt man nach Einnahme des Öls erst 10 Minuten auf dem Rücken, dann 10 Minuten auf einer Körperseite, anschließend 10 Minuten auf dem Bauch und zum Schluss 10 Minuten auf der anderen Körperseite. Neben Teekräutern, Fertigarzneimitteln, Tinkturen und dem Öl stehen auch Frischpflanzenpresssäfte zur Verfügung.

Ob Johanniskraut bei Schwangeren, Stillenden, Kindern und Jugendlichen unbedenklich ist, ist bisher nicht geklärt. Patienten, die Medikamente einnehmen, müssen unbedingt Rücksprache mit der Arztpraxis oder der Apotheke halten, ob sie diese Johanniskraut kombinieren können. Die Pflanze ist im Hinblick auf Wechselwirkungen gut untersucht und kann die Wirkung vieler Arzneistoffe deutlich abschwächen.

Quellen:
    • https://arzneipflanzenlexikon.info
    • https://www.phytodoc.de
    • https://www.therapeutika.ch
    • S. Bäumler. Heilpflanzenpraxis heute. München 2007

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!