Esche (Fraxinus excelsior)
Die Esche (Fraxinus excelsior) gehört zu den Ölbaumgewächsen (Oleaceae) und ist daher mit dem Olivenbaum verwandt. Sie wächst vorzugsweise in feuchten Regionen, wird dreißig bis vierzig Meter hoch und bis zu 300 Jahre alt. Der Zusatz „excelsior“ im botanischen Namen kommt aus dem Latein und bedeutet höher oder erhabener. Er bezieht sich auf die Größe des Baumes, dessen gelb-graue Rinde lange Zeit glatt bleibt bis sie schließlich aufreißt und längliche Risse zeigt.
Charakteristisch sind die Rispen, an denen sich die schwarzen Knospen der Blüten in dichten Büscheln ohne Kron- oder Kelchblätter nach dem Winter ab April öffnen bevor die typischen unpaarig gefiederten Blätter mit den zahlreichen (meist 9-13), lanzettformigen, spitz zulaufenden Fiederblättern austreiben. Ihre Ränder sind gesägt.
Später gehören die Büschel der flachen, braunen Nüsschen mit ihren Flügeln zum Erkennungsmerkmal der Esche.
Legenden und Historisches rund um die Esche
Die weihten die Esche Poseidon, dem aufbrausenden Gott des Meeres und des Erdbebens. Auch in der nordischen Mythologie hatte die Esche eine zentrale Stellung: Als Weltenbaum Yggdrasil kam ihr die Aufgabe zu, die im Himmel wohnenden Götter mit der Unterwelt, dem Reich der Toten und der Welt der Riesen zu verbinden. Ihre Wurzeln reichten, so die Vorstellung, bis zum Wasser heiliger Quellen und Brunnen, deren Wasser die Erde bewohnbar macht. Ygg, besser bekannt als Odin, entwickelte sich vom Kriegsgott und Gott des Sturms zum wissenden Gott, nachdem er drei Prüfungen absolviert hat. Die letzte, mit der er höchstes Wissen erlangte, fand an der Esche statt. Dennoch verstarb Odin im Kampf und die Götterwelt ging zusammen mit der alten Welt unter. Nur die Esche überlebte das Inferno und mit ihr die beiden ersten Vorfahren der neuen Menschheit – so die Überlieferung. Die Kelten dagegen schätzten die Esche als Schutzbaum vor Wasserfluten.
Da Eschenholz sehr hart und elastisch ist, wurde es früher zur Herstellung von Waffen verwendet. Schon die Äolier, die Hesiod zu Folge aus den Eschen hervorgegangen sein sollen, kämpften mit Waffen aus Bronze und Eschenholz. So wurden Pfeil und Bogen aus Eschenholz gewonnen, weil das Holz eine große Spannkraft hat. Daran erinnert auch der botanische Name: Fraxinus leitet sich vom Griechischen Wort „phraxis“ ab und bedeutet Spaltung oder Trennung, denn das Holz ist leicht spaltbar und kann daher gut verarbeitet werden. Heute stellt man unter anderem Tischtennisschläger oder Billardqueues aus Eschenholz her.
Mögliche Wirkungen von Knospen, Blättern und Rinde der Esche (Fraxini gemma, folium & cortex)
Medizinisch werden die Knospen (Gemma), die Blätter (Folium) und die Rinde (Cortex) der Esche in der Erfahrungsmedizin vor allem zur Behandlung von Rheuma, Gicht und Erkrankungen der Harnwege genutzt. In der chinesischen Medizin wird die Rinde der chinesischen Esche als kalt und bitter eingestuft und daher bei Beschwerden eingesetzt, die unter dem Einfluss von Hitze zunehmen. Hierzu können Erkältungen mit Fieber, roten Augen, Husten und Keuchen gehören. Bei Überempfindlichkeit sollte sie ebenso wenig eingesetzt werden wie bei Schwangeren, stillenden Müttern und Kindern.
Die schwarze Farbe der Knospen der Esche können mit der Wandlungsphase Wasser in Verbindung gebracht werden. Sie stehen symbolisch für eine dunkle Hülle, die ihren Inhalt bis zum richtigen Moment vom Licht abschirmt. Erst dann gibt sie ihn frei. Dies ist der Übergang vom Wasser zum Holz im Frühling. Bis dahin richtet der Baum geduldig alle Energie darauf aus, den Inhalt auf den optimalen Moment vorzubereiten. Analog arbeiten manche Menschen mit großem Durchhaltevermögen auf ein Ziel hin und stellen derweil alle anderen Dinge im Leben hinten an. Durchhaltevermögen ist eine Eigenschaft, die in der chinesischen Medizin mit der Nieren-Energie in Verbindung gebracht wird, Zielstrebigkeit eine Eigenschaft der Wandlungsphase Holz.
Manchen Menschen fehlt der notwendige Fokus, um ausdauernd ein Ziel zu verfolgen. Doch sie suchen die Schuld in ihrem Umfeld und nicht bei sich. Stattdessen ärgern sie sich über die Umstände. Dieser Ärger und die fehlende Ausrichtung auf ein Ziel werden in der chinesischen Medizin mit einem Ungleichgewicht in der Wandlungsphase Holz in Verbindung gebracht. Die Esche kann zur einer Wiederherstellung des Gleichgewichts in der Wandlungsphase Holz beitragen - in dem sie die Nieren-Energie stärkt und den freien Fluss von Qi als Voraussetzung für Spannkraft und Flexibilität wiederherstellt. Dabei eliminiert sie Feuchtigkeit und kühlt Hitze.
Quellen:
• https://arzneipflanzenlexikon.info
• https://www.therapeutika.ch
• https://www.ema.europa.eu
• Stern, C. Gemmotherapie. Stuttgart 2019
• Kalbermatten R. & H. Pflanzliche Urtinkturen. Baden und München 2011
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!