Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   

Passionsblume (Passiflora incarnata)

Die Heimat der Passionsblume (Passiflora incarnata) sind die Tropen und Subtropen, doch auch hierzulande ist sie in Gärten und Wohnzimmern inzwischen anzutreffen. Der  Arzt und Botaniker Nicolás Monardes brachte sie im 16. Jahrhundert mit nach Europa. Sie gehört zur Familie der Passionsblumengewächse (Passifloraceae).

Die Kletterpflanze verfügt über drei- bis fünflappige Blätter, die dicht die dünne Sprossachse umranken. Ihre radiärsymetrische Blüte besteht aus den in konzentrischen Kreise angelegten meist weißen Hüllblättern und den darüber gelegenen, intensiv gefärbten, fadenförmigen Staubblätter (Staminodien). Deutlich sichtbar ragen in ihrer Mitte die Narben und Staubgefäße empor. Was bei anderen Blüten manchmal fast schamhaft versteckt ist, präsentiert diese Blüte als wollte sie rufen: „Schaut her, was ich zu bieten habe!“. Ihr Durchmesser kann je nach Variante bis zu achtzehn Zentimeter erreichen.

Ihre eiförmigen Früchte, es handelt sich um Beeren, die unter dem Namen Maracuja bekannt sind. Sie haben eine feste, ledrige Hülle in der sich die essbaren Beeren in einem schleimigen Saft befinden. Am besten schneidet man die Frucht in zwei Hälften und löffelt sie aus. So kann man den Organismus mit reichlich Vitamin C versorgen.

Legenden und Historisches rund um die Passionsblume

Die Passionsblume stand einst symbolisch für die Passion von Jesus, daher auch ihr Name. Zahlreiche Erscheinungsmerkmale deuteten für die Menschen im 17. Jahrhundert darauf hin. So respräsentierten ihrer Ansicht nach die zehn weißen Hüllblätter die zehn Jünger, während sie sich von dem mehrfarbigen Kranz der fdadenförmigen Staubblätter an seinen Dornenkranz erinnert fühlten. Andere Quellen deuten die Hüllblätter als Symbol der Dornenkrone und den Fadenkranz als Erinnerung an zerrissene Kleidung. Der säulenartige Fruchtknoten entsprach der damaligen Vorstellung gemäß dem Pfahl der Geißelung und dem im Märtyrium eingesetzten Schwamm. In den drei Griffeln des Stempels, die an ihrem Ende verdickt sind, sahen sie die Kreuznägel. Damit nicht genug: die Passionsblume hat fünf Staubgefäße analog zu den Wundmalen Jesu. Es gibt aber auch Interpretationen, wonach sie für die Werkzeuge, die zum Schlagen verwendet wurden, stehen. Schließlich symbolisierten die Ranken die Geißeln und das dreilappige Blatt der Ranken die Lanze.

Mönche deuteten den Fundort der Passionsblume bei indigenen Völkern Nordamerikas als Zeichen, dass sie die dort lebendenen Menschen christianisieren sollen. Vorbei war es mit der Ruhe der Ureinwohner, die die beruhigende und entspannende Wirkung der Pflanze fortan vermutlich häufiger brauchten.

Heute vergleicht man die verschiedenfarbigen Kreise, den die Farbverläufe von violettt über weiß zu blau auf dem Fadenkranz bilden, mit den verschiedenen Phasen die ein Mensch in seinem Leben durchläuft. Wir entwickeln uns nicht nur äußerlich sichtbar vom Säugling über das Kind, den Teenager und den jungen Erwachsenen zum reifen Erwachsenen immer weiter bis ins Alter, sondern auch mental. Mit diesen Veränderungen geht einher, dass manche Einstellungen überdacht und angepasst werden, wenn die Prozesse fließend stattfinden. Doch manchmal verharrt man in einer Starre, kann das Neue nicht annehmen und das Alte nicht loslassen. Die Fähigkeit zum Loslassen ist in der chinesischen Medizin mit der Wandlungsphase Metall verbunden. So wie die Lunge, das Yin-Organ des Metalls, die Kohlendioxid-reiche Atemluft abgibt, und der Dickdarm, das Yang-Organ des Metalls, die Verdauungsreste entleert, so gilt es auch im Leben das Verbrauchte hinter sich zu lassen und das Neue zu begrüßen. Die Blüte der Passionsblume visualisiert die fließenden, harmonischen Übergänge.

Mögliche Wirkungen des Passionsblumenkrauts (Passiflorae herba)

Aus dem getrockneten Kraut der Passionsblume (Passiflorae herba) können Erwachsene mit einem Teelöffel pro Tasse einen Tee zubereiten (ca. 10 Minuten abgedeckt ziehen lassen), um Unruhe, Nervosität, Spannungszustände in Folge von Stress oder Schlafstörungen zu lindern. Auch Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen und Ängste können nachlassen. Aus Sicht der chinesischen Medizin zählt die Passionsblume deshalb unter anderem zu den Qi-bewegenden und Hitze ausleitenden Arzneipflanzen. Sie wird häufig kombiniert mit Melisse, Baldrian, Hopfen, Hafer oder Lavendel.

Die Passionsblume ist daher Bestandteil vieler Fertigpräparate, in denen sie mit ähnlich wirkenden Kräutern kombiniert ist. Auch für einen Tee kann eine entsprechende Mischung zusammengestellt werden. Lassen Sie sich hierzu von fachkundigen Personen beraten.

Allerdings beeinträchtigt der Konsum unter Umständen die Fähigkeit zur Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen. Das gilt vor allem, wenn die Passionsblume mit beruhigend wirkenden Medikamenten angewendet wird, deren Wirkung verstärkt werden kann. Darüber hinaus sind mit einer Vielzahl weiterer Arzneistoffe Wechselwirkungen möglich. Auch allergische Reaktionen sind möglich.

Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.

Quellen:
http://www.ema.europa.eu
http://www.arzneipflanzenlexikon.info
https://www.therapeutika.ch
https://www.heilpflanzen-atlas.de
https://www.phytodoc.de

https://www.walaarzneimittel.de
• Kalbermatten R. u H., Pflanzliche Urtinkturen. Baden und München 2011

 

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!