Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   

Kamille (Matricharia chamomilla oder M. recutita)

Den Kamillentee mit seinem charakteristischen Geruch kennen wohl die meisten schon seit ihrer Kindheit. Ursprünglich ein Hausmittel gegen Frauenleiden, entwickelte er sich zum Hausmittel gegen Erkältungen, Hauterkrankungen und Beschwerden im Magen-Darm-Trakt.

Die Kamille (Matricaria chamomille, Matricaria recutita) gehört zur Familie der Korbblütler und ist verwandt mit AlantArnika, Artischocke, Beifuß, Gänseblümchen, Ringelblume, Löwenzahn, Wegwarte, Huflattich, Klette, Benediktenkraut, Mariendistel oder Wermut. Ihr botanischer Name "Matricaria" ist von "matrix", dem lateinischen Wort für Gebärmutter, mütterlichen Schoß bzw. Muttertier oder "mater" für Mutter bzw. mütterliche Liebe abgeleitet. Das erinnert daran, dass das Kraut in der Volksheilkunde ein Mittel gegen Frauenleiden war und im Wochenbett zum Einsatz kam. Zugleich sehen manche eine Parallele zwischen dem Hohlraum unter dem Blütenboden und der Gebärmutter. Daneben werden der Pflanze im Namen mütterliche Eigenschaften zugeschrieben - der Hohlraum wird in der Signaturenlehre mit einem Luftkissen verglichen, das starke Einflüsse von außen abfedern kann. Die Bezeichnung "Chamomilla", von der der deutsche Name Kamille hergeleitet wurde, hat seinen Ursprung im Griechischen. "Chamai" bedeutet "auf der Erde" und "melon" heißt "Apfel". Die Kamille ähnelt demnach einem am Boden wachsenden Apfel. Der Zusatz "recutita" kann von "recutitus" für "glatt geschoren" abgeleitet werden, was sich auf das Erscheinungsbild der geleben Röhrenblüten der Kamille könnte.

Das Kraut wird knapp einen halben Meter hoch und hat 2- bis 3-fach gefiederte Blätter, deren einzelne Fiederblätter sehr feinen und lang sind. Dadurch wirkt die Kamille sehr zart. Die von Mai bis mindestens Juli erscheinenden Blüten haben in der Mitte einen nach oben gewölbten Blütenboden, auf dem eine Vielzahl an gelben Röhrenblüten wächst. Diesen umkreisen am Rand etwa 15 weiße, längliche Zungenblüten. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie wirklich die echte Kamille sehen, öffnen Sie einfach den Blütenboden: bei der echten Kamille ist dieser hohl. Und wenn Sie anschließend noch Zweifel haben, dann riechen Sie doch mal an Ihren Fingern!

Legenden und Historisches rund um die Kamille

In der Vergangenheit wurde die Kamille nicht nur medizinisch genutzt. Die Germanen haben sie dem Lichtgott Baldur geweiht und im alten Ägypten war sie als Blume des Sonnengottes heilig. Im Mittelalter hängte man um Johanni Kamillenblüten ins Zimmer, weil man annahm, dass der Strauß wackeln würde, sollte eine Hexe den Raum betreten. Wie viele Frauen wohl aufgrund dieses Brauchs Opfer der Hexenverfolgung wurden, weil nicht sie sondern ein Luftzug die Kamillen in Bewegung versetzten?

Mögliche Wirkungen der Kamillenblüten (Chamomillae flos)

Medizinisch werden die Blüten und das aus ihnen gewonnene ätherische Öl genutzt. Die Blüten wirken krampflösend, beruhigend, angstlösend, entzündungshemmend, wundheilungsfördernd, antimikrobiell und immunstimulierend. Außerdem schützen sie die Schleimhaut im Verdauungstrakt. Daher werden sie zu Bädern, Spülungen, Waschungen und Tees bei Erkrankungen von Haut und Schleimhaut einschließlich Erkrankungen im Mund, der Atemwege, der Haut oder im Magen-Darm-Trakt verwendet. Auch das ätherische Öl beruhigt, löst Krämpfe und lindert Entzündungen.

Man findet Kamillenblüten nicht nur im Tee. Sie und ihre Auszüge werden als Badezusatz, in Salben und Cremes sowie Inhalationslösungen angeboten. Aus Sicht der chinesischen Medizin sind Hitzezustände ihr Haupteinsatzgebiet. Dabei bewegt sie Qi und beruhigt auch den Geist Shen. Sie beruhigt überreizte Sinne bei überempfindlicher Menschen, die schon Kleinigkeiten aus der Ruhe bringen. Sie reagieren schnell mit Reizbarkeit und Ungeduld. Hier vermittelt die Kamille eine mütterliche Geborgenheit.

Man sollte die Kamille allerdings meiden, wenn man allergisch darauf reagiert. Ebenso fehlen Daten zur Unbedenklichkeit für Schwangere, Stillende und Kinder.

Quellen:
    • https://arzneipflanzenlexikon.info
    • https://www.phytodoc.de
    • https://www.therapeutika.ch
    • Monographie der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA)
    • https://www.walaarzneimittel.de
    • S. Bäumler, Heilpflanzepraxis heute. München 2007
    • Kalbermatten R. & H., Pflanzliche Urtinkturen, Baden und München 2011

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!