Wermut (Arthemisia absinthium)
Wermut (Artemisia Absinthi) gehört wie die Sonnenblume, die Artischocke, der Alant, die Arnika, der Beifuß, das Gänseblümchen, der Huflattich, die Benediktendistel, der Löwenzahn, die Klette, der Mariendistel, dem Mutterkraut, der Ringelblume, der Schafgarbe oder die Wegwarte zur Familie der Korbblütler. Das Kraut wird bis zu eineinhalb Meter hoch.
Das, was der botanisch ungeschulte Betrachter als Blatt ansehen würde, ist eigentlich ein gefiedertes Blatt. An seinem Blattstiel setzen oben und beidseits die eigentlichen Blätter an, die so genannten Blattspreite. Sie sind zwei- bis dreilappig, was in diesem Fall bedeutet, dass der Blattrand wellenförmig eingeschnitten aussieht. Weil die Ober- und Unterseite der Blätter stark behaart ist, schimmern die grünen Laubblätter gräulich-weiß.
Die kleinen, kugeligen Blüten stehen in Rispen zusammen und sind gelb. Medizinisch genutzt werden die Zweigspitzen als Kraut.
Legenden und Historisches rund um den Wermut
Der Wermut gehört zu den Heilpflanzen, die schon in der Antike zum Einsatz kamen. Im alten Ägypten wurde er für Liebeszauber verwendet und war der Fruchtbarkeitsgöttin Bastet geweiht. Die Griechen weihten ihn dagegen der Jagdgöttin Artemis, die zugleich die Beschützerin der Gebärenden war. Hieraus leitet sich wohl ihr botanischer Name Artemisia absinthium ab, wobei umstritten ist, ob der Zusatz darauf hinweist, dass der Geschmack nicht jedem Vergnügen bereitet. Wermut galt zugleich als Symbol des bitteren Todes und wurde als Grabpflanze verwendet. Als Räucherpflanze schützte er jedoch vor Hexen und als Wiegenpflanze sollte er den Schlaf von Neugeborenen fördern. Ferner galt er als Mäuse- und Mottenschutz.
Im Mittelalter befasste sich Hildegard von Bingen ausführlich mit dem Wermut. Auf sie geht unter anderem eine Wermutsalbe zurück, die heute noch hergestellt und bei Gelenkschmerzen eingesetzt wird. In der chinesischen Medizin wird er vornehmlich als Milz-Qi-Tonikum zur Anregung der Verdauung, als Leber-Qi bewegendes, also krampflösendes Kraut, und zur Ausleitung pathogener Faktoren beispielsweise aus dem Darm eingesetzt.
Mögliche Wirkungen des Wermuts (Absinthi herba)
Die Wirkung des Wermuts kann vor allem auf seine ätherischen Öle und Bitterstoffe zurückgeführt werden. Er kann daher Beschwerden im Verdauungstrakt lindern und wirkt appetitanregend. Nach längeren Erkrankungen kann er so dazu beitragen, dass verloren gegangene Kräfte zurückkehren. Der bittere Geschmack wirkt nicht nur belebend und holt auf diese Weise auch aus Tagträumen ins hier und jetzt. Ferner regt er die Aktivität der Leber an und unterstützt den Gallenfluss. Er wirkt krampflösend und kann kombiniert mit den richtigen Arzneipflanzen bei bestimmten Patienten auch zur Linderung einer Migräne beitragen. In der Erfahrungsmedizin gilt er auch als Mittel gegen Wurmerkrankungen.
Allerdings wirken Bitterstoffe auch trocknend und munden im Tee nicht jedermann. Zudem enthalten vor allem alkoholische Auszüge von Wermut einen Bestandteil des ätherischen Öls, das toxische Thujon, das bei Überdosierung unter anderem zu Benommenheit, psychischen Beschwerden und Störungen des zentralen Nervensystems, aber auch Erbrechen und Bauchschmerzen führen kann. Einst schätzte man diese Tinkturen und euphorisierenden Kräuterweise zum Erhalt der Geisteskraft. Doch manchen einen trieb der Genuss in den Wahnsinn. Am bekanntesten ist wohl das Beispiel des Malers van Gogh, der sich sein Ohr unter dem Einfluss von Absinth abgeschnitten haben soll. Daher soll der Wermut nicht länger als zwei Wochen am Stück verwendet werden.
Ein Tee kann für einen Erwachsenen mit einem Teelöffel des getrockneten Krauts pro Tasse zubereitet werden. Er sollte abgedeckt etwa 15 Minuten ziehen und 30 Minuten vor dem Essen getrunken werden, um eine verdauungsfördernde Wirkung zu erzielen. Die empfohlene Tagesdosis liegt bei zwei bis drei Gramm des Krauts.
Bei bekannten Allergien gegen Korbblütler sollte auf Wermut verzichtet werden. Patienten mit Störungen der Gallenfunktion oder Gallensteinen sollte Wermut nicht ohne vorherigen ärztlichen Rat anwenden. Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen.
Quellen:
• http://www.arzneipflanzenlexikon.info
• http://www.ema.europa.eu
• https://www.therapeutika.ch
• https://www.heilpflanzen-atlas.de
• https://www.phytodoc.de
• S. Bäumler, Heilpflanzenpraxis heute. München 2007
• Kalbermatten R. u. H., Pflanzliche Urtinkturen. Baden und München 2001
Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt! Viele Arzneipflanzen sind für Schwangere und Stillende sowie Kinder und Jugendliche jeden Alters ungeeignet. Sie sollten sie daher niemals ohne Rücksprache mit ihrem Arzt verwenden.