Praxis für traditionelle chinesische & japanische Medizin im Glockenbachviertel

Wege entsehen dadurch, dass man sie geht.
Franz Kafka

    
   

Rosmarin (Rosmarinum officinalis)

Wie Andorn, Herzgespann, Heilziest, Lavendel, PfefferminzeHohlzahn, Katzenbart, Salbei, ThymianBasilikum, Majoran, GundermannTaubnesselWolfstrappYsop oder Melisse gehört der Rosmarin (Rosmarinus officinalis) zu den Lippenblütlern (Lamiaceen). "Ros Marinus" bedeutet im Lateinischen "Tau des Meeres" - wie der Rosmarin zu diesem Namen kam, ist zwar unbekannt. Möglicherweise nimmt der Name jedoch Bezug darauf, dass er am Meer besonders gut gedeiht. Es gibt aber auch Vermutungen, dass der Name einen griechischen Ursprung hat, denn "rhops myrínos" bedeutet "wohlriechender Strauch".

Im Unterschied zu Melisse oder Pfefferminze sind die tiefgrünen, derben, aber stark duftenden Blätter des Rosmarins sehr schmal und fest, sie sehen nahezu nadelförmig aus. Seine Heimat ist der Mittelmeerraum, wo er zu großen, verzweigten Sträuchern oder Büschen heranwächst. Die hellblauen Blüten bilden sich hierzulande leider selten im ganzen Jahr - er blüht bei uns meist nur von März bis Mai -, in seiner Heimat kann er jedoch ganzjährig blühen. Die Blütenform ist namensgebend für die Familie der Lippenblütler. Charakteristisch ist die aufrechte, schmale, zweiteilige Oberlippe, unter der die Staubblätter wie aus einem Helm heraus ragen. Nach unten schließt sie mit einer dreilappigen Unterlippe, deren mittlerer Lappen löffelförmig erscheint.

Legenden und Historisches rund um den Rosmarin

In der Antike war der Rosmarin Aphrodite geweiht, der Göttin der Liebe und Schönheit. Götter und Menschen trugen ihn als Schmuck. Lange galt er als Symbol der Liebe und gehörte daher zum Hochzeitsschmuck. Er sollte die Fruchtbarkeit von Frauen fördern, aber auch die Potenz älterer Herren. Man munkelte, dass man jemanden nur mit einem blühenden Rosmarinstrauch berühren müsse, damit die Person sich bald verlieben und heiraten würde. Wussten Männer den Duft des Rosmarinduft nicht zu schätzen, galten sie gar als zu wahrer Liebe unfähig. Zugleich galt er allerdings auch als Totenpflanze.

Berühmt war der Rosmarin als "Aqua Reginae Hungariae" (Wasser der ungarischen Königin) im 16. Jahrhundert, nachdem ein Destillat aus frischen Rosmarinblüten und Alkohol die unter Gicht leidende, gelähmte Königin Isabella von Ungarn, geborene Prinzessin von Polen, derart verjüngt haben soll, dass ein polnischer König um ihre Hand anhielt. Sie war damals langjährige Witwe und 72 Jahre alt, eine zweite Ehe lehnte sie ab. Das Wasser wird heute als Mittel gegen Falten wieder beworben. Dabei werden unterschiedliche Rezepturen angepriesen.

Mögliche Wirkungen von Rosmarinblättern (Rosmarini folium), Rosmarinknopsen (Rosmarini gemma) und Romsarinöl (Rosmarini aetheroleum)

Schon zu Zeiten von Karl dem Großen war der Rosmarin bekannt. Medizinisch verwendet werden die Blätter (Folium) und Knospen (Gemma) aufgrund ihres Gehalts an ätherischen Ölen, deren unverwechselbarer Duft sich bereits beim Ernten verbreitet. Das Rosmarinöl (Rosmarini aetheroleum) ist auch isoliert verfügbar und Bestandteil von Einreibungen oder Badezusätzen. Es regt wie der Auszug aus den Knopsen, der aus den Blättern zubereitete Tee oder ein aus den Blättern gewonnener Frischpflanzenauszug (Urtinktur) die Durchblutung an und kann daher Kreislaufbeschwerden sowie Schmerzen im Bewegungsapparat lindern. Allerdings wirkt Rosmarin aus diesem Grund auch anregend, so dass ein Rosmarinbad am Abend beispielsweise vermieden werden sollte. Der Tee und die Urtinktur lindern zudem Verdauungsbeschwerden, da sie den Gallenfluss anregen. Erfahrungsgemäß kann Rosmarin den Appetit steigern und die Stimmung verbessern. Außerdem soll er Schwindel lindern und den Kreislauf stärken. Davon können mitunter auch Patienten mit Schmerzen im Bewegungsapparat, Regelschmerzen oder Kopfschmerzen oder Schwächezuständen profitieren, sofern ihnen Wärme gut tut. Denn der Rosmarin sammelt das Licht der Sonne und wärmt daher aus Sicht der chinesischen Medizin das Innere, tonisiert das Qi und Yang vieler Organsysteme, bewegt sowohl Qi als auch Blut und eliminiert vor allem Feuchtigkeit.

Neben der Verbindung des Rosmarins mit der Sonne fällt bei der Signatur die klare Form der Pflanzenteile, insbesondere der Blätter auf. Sie geben dem Strauch eine klare Struktur. Ordnung und Struktur sind in der chinesischen Medizin Eigenschaften der Wandlungsphase Metall, während der wärmende Effekt der Wandlungsphase Feuer zugeordnet wird. Feuer erweicht das Metall, so dass es formbar wird. Deshalb sagt man in der TCM, dass das Feuer das Metall kontrolliert, damit es nicht zu hart wird. Diese Beziehung ist am Erscheinungsbild des Rosmarins wunderbar sichtbar. Feuer und Metall sind in einem ausgewogenen Verhältnis. Die energetisierende Wirkung der Pflanze zeugt jedoch davon, dass sie in erster Linie das Feuer entzündet. Sie regt an, weckt das Feuer der Begeisterung und bringt lethargische Menschen wieder in Schwung.

Aus einem Tee mit 50 g getrockneten Rosmarinblättern auf einen Liter Wasser kann ein Badezusatz hergestellt werden, der für diesen Zweck 15 bis 30 Minuten ziehen sollte. Zwei Vollbäder pro Woche sind allerdings genug. Bei offenen Hautwunden bzw. Verletzungen der Haut, Fieber, Infektionskrankheiten sowie schweren Erkrankungen von Herz oder Kreislauf einschließlich einer Herzschwäche sollte man nicht in Rosmarin baden. Das Öl sollte ebensowenig auf verletzte Haut aufgetragen werden und selbstverständlich nicht in den Augen oder um sie herum verwendet werden.

Patienten mit Bluthochdruck, Erkrankungen der Gallenwege oder der Leber, sollten Rosmarintee ebenso wie Rosmarinöl nur nach Rücksprache mit ihrem Arzt anwenden. Kinder und Jugendliche jeden Alters, Schwangere und stillende Mütter sollten Arzneipflanzen nur nach Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt anwenden und auch die Dosierung mit ihm absprechen. Manche reagieren allergisch auf Rosmarin und müssen ihn dann leider meiden.

Quellen:
http://www.arzneipflanzenlexikon.info
http://www.ema.europa.eu
http://www.ema.europa.eu
https://www.therapeutika.ch
https://www.heilpflanzen-atlas.de
https://www.phytodoc.de

https://www.walaarzneimittel.de
• Kalbermatten R. u H., Pflanzliche Urtinkturen. Baden und München 2011

 

Bitte beachten Sie: Diese Behandlungen mit Kräutern gehören zu den wissenschaftlich / schulmedizinisch nicht anerkannten – den sogenannten naturheilkundlichen oder alternativmedizinischen - Heilverfahren. Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden sowie bezüglich möglicher Wechselwirkungen mit Medikamenten sprechen Sie bitte mit Ihrem behandelnden Arzt!